Seenotretter legen an der Unterweser neues Seenotrettungsboot auf Kiel
Der promovierte Physiker Fritz Thieme hat mit seinem Nachlass das jüngste Seenotrettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) finanziert.

Kiellegung des Seenotrettungsbootes SRB 68 © DGzRS/Martin Stöver
Den 10,1-Meter-Neubau haben die Seenotretter auf Kiel gelegt. Thiemes Lebensgefährtin Dagmar Irmler folgte einer Schiffbautradition und legte auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser eine Medaille in eine Sektion des modernen Spezialschiffs ein.
Für Dagmar Irmler schließt sich der Kreis: „Es freut mich unheimlich, dass sich Fritz‘ sehnlichster Wunsch erfüllt und ein Seenotrettungsboot bald einen Namen nach seinen Vorstellungen trägt.“ Die 66-Jährige war in den letzten Jahren die Frau an Thiemes Seite. Sie lachte und weinte mit ihm. Sie begleitete ihn auf seinen Reisen in seine Heimat Sachsen und nach Helgoland – seinem Ruhepol. Und sie pflegte ihn in seinem Hamburger Zuhause, als er auf Hilfe angewiesen war. „Ich habe ihn dort unterstützt, wo es notwendig war. Für mich war dies eine Selbstverständlichkeit“, erzählt Irmler.
Die beiden Hamburger verband eine „unendlich große Freundschaft“, die in mehr als 40 Jahren gewachsen war – genauso wie Thiemes Sympathie für die Seenotretter. Wann immer es seine knapp bemessene Zeit als weltweit angesehener Wissenschaftler mit einem Lehrstuhl für physikalische Chemie an der Universität Hamburg zuließ, kam er nach Helgoland, um aufzutanken. Und um Freundschaft zu schließen mit den Seenotrettern an Bord der Helgoländer Seenotrettungskreuzer.
Förderer finanziert Neubau mit seinem Nachlass
Fritz Thieme hatte keine Kinder. Er setzte „seine“ Seenotretter als Erben ein. Mit seinem Nachlass bleibt er ihnen verbunden: Das neue Seenotrettungsboot mit der internen Bezeichnung SRB 68 wird einen Namen nach seinen Wünschen tragen – welchen genau, das verraten die Seenotretter traditionell erst bei der Taufe. Wie alle Rettungseinheiten der Seenotretter wird auch der jüngste Neubau ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert.
„Wir sind dafür sehr dankbar, denn dieser Nachlass versetzt uns in die Lage, den Neubau vollständig zu finanzieren“, sagt Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. „Thiemes Namenswunsch ist für uns eine ehrenvolle Verpflichtung, der wir sehr gern nachkommen.“ Das neue 10,1-Meter-Seenotrettungsboot soll im Herbst 2017 auf der Freiwilligen-Station Wangerooge die WILMA SIKORSKI ersetzen. Die 9,5 Meter lange Einheit wird voraussichtlich in Norddeich die 8,5 Meter lange CASSEN KNIGGE ablösen, die wiederum außer Dienst gestellt wird.
Gedenkmedaille fährt bei jedem Einsatz mit
An Bord des Neubaus SRB 68 wird – einer Schiffbautradition entsprechend – eine Medaille jeden Einsatz mitfahren: Dagmar Irmler legte sie in eine Sektion des neuen Seenotrettungsbootes ein. Es ist eine Gedenkmedaille der Deutschen Bundesländer mit einem Motiv des Hamburger Hafens sowie den Wappen der 16 Bundesländer.
Schiffbauern und Seenotrettern soll die Medaille Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen. Während früher ein Geldstück unter dem Kiel lag und in der Bauzeit durch das ansteigende Gewicht plattgedrückt wurde, findet die Medaille bei heutiger Bauweise „kieloben“ Platz in einer speziellen Öffnung an einem Bauteil.
Turnusgemäße Modernisierung der Rettungsflotte
Das neue Seenotrettungsboot ist eines von derzeit insgesamt zehn beauftragten Neubauten des gleichen Typs – der letzte soll 2020 seinen Dienst aufnehmen. Diese modernen Spezialschiffe ersetzen im Zuge der turnusgemäßen Modernisierung der Rettungsflotte ältere Einheiten. Es handelt sich um modifizierte Nachbauten der bewährten 9,5-/10,1-Meter-Klasse. Diese Klasse umfasst heute bereits 20 Einheiten, die auf verschiedenen Werften entstanden sind. Gefahren werden alle von Freiwilligen-Besatzungen. Mehr als 800 der rund 1.000 Seenotretter an Nord- und Ostseeküste sind freiwillige Seenotretter.
Weitere Infos unter www.seenotretter.de
